Funktionalität von Muskelmasse & niedrigem Körperfettanteil

Was? Muskelaufbau und Fettabbau ist funktional? Ist das nicht genau Bodybuilding?
Bodybuilder sind doch nicht funktional? Die können sich ja garnicht bewegen?
Willkommen in der Welt des Dogmas. Lass uns das Thema im Detail beleuchten.

Meine These vorweg: Viel Muskelmasse bei niedrigem Körperfettanteil ist funktional.

Leider hat Bodybuilding in der breiten Bevölkerung einen schlechten Ruf. Gründe dafür gibt’s viele: Leistungssteigernde illegale Substanzen und deren offensichtliche Nutzung, braun angemalte Männer in String-Tangas auf Bühnen und sich überall im Spiegel betrachtende Hobbyathleten.
Jedoch das Grundkonzept von Bodybuilding ist – wenn wir die illegalen Substanzen und die String-Tangas mal weglassen: Maximale Muskelmasse bei minimalem Körperfettanteil. 

Und ich behaupte mal das ist einer der funktionalsten Zustände in welche du deinen Körper bringen kannst.

Was ist Funktionalität?
Funktionalität ist ein hoher Übertrag von Leistung aus einem Sport in den anderen.
Beispiel: Meine Kniebeugeleistung ist hoch, und deswegen kann ich schneller Sprinten.
Meine Bankdrückleistung ist höher und deswegen kann ich besser Kugelstoßen.
Was ist Leistung?
Leistung im Sport bedeutet immer einen spezifischen Bewegungsablauf kraftvoller
durchführen zu können. Kraft nach Definition der klassischen Physik; f = m * a; also die
Fähigkeit einen Gegenstand mit Masse m zu Beschleunigen.
Mehr Leistung bedeutet also eine schnellere Zeit eines Sprinters, ein höherer Sprung eines Basketballspielers, ein kraftvollerer Punch beim Boxer oder ein weiterer Wurf vom
Kugelstoßer.
Jedoch auch die Probleme einer älteren Person aus dem Sessel aufzustehen ohne zu zittern oder umzufallen ist eine Frage von Leistungsfähigkeit.
Was benötigt der Körper um Leistung zu produzieren?

  1. Morphologische Komponente: das ist die Gesamtmenge deiner Muskelmasse oder
    der Querschnitt deiner Muskeln. Es gibt noch andere Faktoren wie Last- und
    Kraftarmverhältnisse (Längenverhältnisse deiner Gliedmaßen z.B. Verhältnis Länge
    Oberschenkel zu Unterschenkel) und Winkelverhältnisse der Gelenke, aber das ist
    hauptsächlich genetisch vorbestimmt und damit schwer bis quasi nicht veränderbar.
  2. Neurologische Komponente: Die Fähigkeit deines Zentralnervensystems im
    speziellen des Motorkortexes in deinem Gehirn deine Muskeln anzusteuern.
    Um das einfach auszudrücken, deine Muskelmasse ist der Motor des Formel 1 Wagens, dein Zentralnervensystem ist der Fahrer. Beide zusammen bestimmen deine Rundenzeit
    (=Leistung).

Und hier ist der erste von den zwei wichtigsten Punkten:
Die Neurologische Komponente ist extrem spezifisch auf die Art der Bewegung:
Beispiel 1:
Teilweise Kniebeugen machen dich (fast) nur stärker in dem Bereich in dem du sie trainierst (zum Beispiel nur das obere Viertel der Kniebeuge). Nur ~15% der Kraft wird auf den Rest der Bewegungsamplitude übertragen.
Beispiel 2:
Es gibt nur sehr wenig bis garkeinen Übertrag durch Flexionsbasiertem Bauchmuskeltraining wurde und Rumpfkraftstabilität:
Bedeutet: Crunches, Situps und vergleichbare dynamische flektierende Übungen tragen
nahezu quasi nichts zur Rumpfstabilität bei (= zum Beispiel die Leistungsfähigkeit gegen
einen Widerstand stehen bleiben zu können) welche in vielen Sportarten wichtig ist – obwohl die gleiche Muskulatur trainiert wird.
Beispiel 3:
Die optimalen Trainingsmethoden für 0-10m Sprints unterscheiden sich signifikant von denen von 30m Sprints.
Obwohl es sich bei beidem um niedrige Distanzen handelt.
Diese Beispiele verdeutlichen die extreme Bewegungsspezifische Funktion des
Zentralnervensystems, und das lässt den Faktor der Muskelmasse als gemeinsamen Nenner für sich stehen.
Wenn du einen Muskel größer machst erhöhst du seinen Kraftausstoß in der gesamten
Bewegungsamplitude.
Und hier ist der zweite von zwei wichtigsten Punkten:
Je niedriger der Körperfettanteil desto höher ist die Leistung in vielen Bewegungsabläufen, sofern die Muskelmasse auf gleichem Level ist steigt die relative Kraft bei sinkendem Körperfettanteil.
Und das ist nicht nur Theorie und Logik, sondern da gibt’s auch viele Daten dazu:
Volleyball, Schwimmen, Sprinten, Elite Surfen, Baseball, Football, BasketballFußball, Leichathletik, Rugby, Powerlifting

Generell ist ein Trend in vielen Sportarten dazu zu erkennen, dass die besten Athleten mehr Muskeln aufbauen.

Conclusio:

  1. Muskelmasse erhöht die Leistung einer Bewegung und ist damit
    funktional.
  2. Ein niedriger Körperfettanteil erhöht die Leistung in vielen Sportarten.